
Zehn Tage Masai Mara
Nachdem wir 32 Tage in Uganda verbracht hatten, reisten wir mit dem Nachtbus nach Kenia. Am Rande der Masai Mara fanden wir ein kleines Paradies, wo wir endlich wieder einmal in unserem Zelt schlafen konnten. Wir planten, vier bis fünf Tage dort zu bleiben, tatsächlich reisten wir aber erst nach zehn Tagen wieder ab. Wir genossen diese Tage in der Natur, liessen uns von all den Tieren verzaubern und genossen sehr bereichernde Bekanntschaften.
Masai Mara
Die Masai Mara ist ein 1510 km² grosses Naturschutzgebiet, welches direkt an den Serengeti Nationalpark in Tansania angrenzt. Es handelt sich um das tierreichste Reservat in Kenia. Der Tourismus ist für den Erhalt der Tiere sehr wichtig. Durch die Eintrittsgelder können die Ranger bezahlt werden, welche die Tiere vor Wilderern versuchen zu schützen. Wir fanden direkt vor dem Parkgate das Aruba Mara Safari Camp, eine tolle Lodge angrenzend an den Talek River. Die Zeltlodge hat einen Zeltplatz, auf dem wir endlich wieder einmal unser eigenes Zelt aufschlagen konnten. Die meisten Nächte waren wir die einzigen Besucher auf dem Zeltplatz, was das Gefühl alleine mitten in der Natur zu sein, noch verstärkte. Sogar auf unserem Campingplatz konnten wir tolle Tierbeobachtungen machen. Täglich besuchte uns eine Gruppe Zebramangusten, manchmal fand man auch Paviane oder andere Affen rund um unser Zelt. Nachts konnten wir oft die niedlichen kleinen Buschbabyes beobachten. Es war beeindruckend zu sehen, wie weite Distanzen diese kleinen Tiere springen konnten. Gingen wir nachts aufs WC, waren wir immer mit der Stirnlampe ausgerüstet. Meist leuchteten uns mehrere Augen entgegen und wir mussten schauen, zu welchen Tieren sie gehörten. Glücklicherweise waren es meist kleine Antilopen oder nachtaktive Primaten und keine Leoparden oder Löwen. Der Camping wurde 24 Stunden am Tag von den Masais bewacht, dennoch können sich theoretisch auch gefährliche Tiere an diesen Ort verirren.
Reiten in der Masai Mara
Lukas hatte das Glück seinen Geburtstag in der Masai Mara feiern zu dürfen. Er wünschte sich an diesem Tag Reiten zu gehen. Bereits am Vortag besuchten wir die Range, um zu schauen, ob es sich um einen unterstützenswerten Stall handelt. Die Pferde dürfen dort den ganzen Tag frei herumlaufen. Sie grasen neben Zebras, Giraffen und Warzenschweinen. Nur nachts werden sie in den Stall geholt, damit sie entspannt schlafen können und nicht auf jagende Wildtiere wie Löwen und Leoparden achten müssen. Die Pferde werden in diesem Stall gut gepflegt und sehen gesund aus.
Am Geburtstag von Lukas trafen wir um 7:30 Uhr Nadine, die Bereiterin. Zuerst galt es die Pferde zu suchen und sie zurück zum Stall zu treiben. Dort wurden drei Pferde geputzt, gesattelt und gezäumt. Dann konnte es bereits losgehen. Wir ritten insgesamt zwei Stunden durch das Schutzgebiet, welches mehreren Masai-Familien gehört. Mit den Pferden kamen wir den Wildtieren besonders nah. Wir sahen Giraffen, Zebras und verschiedene Antilopen. Es war ein unbeschreiblich tolles Gefühl, über die weiten Savannen zu galoppieren und dabei von Wildtieren umgeben zu sein. Am Ende des Ritts gab es ein “Bush Breakfast”. Wir erwarteten eine Picknickdecke, etwas Tee, Toast und Früchte. Wir wurden aber von fünf Angestellten empfangen, ein Tisch war wunderschön gedeckt und die Frühstückseier wurden direkt vor Ort gekocht. Nachdem wir abgestiegen waren und den Pferden den Sattel und das Zaumzeug abgenommen hatten, wurden diese frei gelassen. Sie finden den Weg jeweils selbst nach Hause. Das Pferd von Lukas wartete allerdings noch einen kurzen Moment ganz erwartungsvoll. Es wollte nämlich noch ein Stück Wassermelone als Leckerli. Wir genossen ein ausgiebiges und super leckeres Frühstück mit Champagener und relaxten im Anschluss auf der Picknickdecke mit Blick in die Wildnis.
Game Drive in der Masai Mara
Zwei Mal machten wir einen Full Day Game Drive in den Nationalpark. Wir wurden jeweils um 6 Uhr von unserem Fahrer James abgeholt, sodass wir den Sonnenaufgang bereits im Nationalpark geniessen konnten. Diese zwei Tage waren unbeschreiblich schön. Wir machten unfassbar viele tolle Tierbeobachtungen. Wir sahen Hyänen beim Jagen, wir beobachteten Löwen beim Fressen, Faulenzen und Spielen, wir wurden Zeugen der ersten Schritte einer neugeborenen Topi Antilope und bestaunten die riesigen Herden von Zebras und Gnus. Am Mara River hatte es viele Nilpferde und Krokodile. Zwischen 9 und 10 Uhr machten wir eine Pause und assen unser Frühstück mitten in der Natur. Auch das Mittagessen genossen wir jeweils im Schatten einer Akazie und beobachteten dabei die Tiere in der Ferne. Die Artenvielfalt dieses Parks war gewaltig. Es war beeindruckend, wie nah die Autos zu den Tieren heran fuhren. Teilweise hatten wir das Gefühl, die Löwen oder Elefanten berühren zu können, wenn wir die Hand ausgestreckt hätten. Die Tiere sind mittlerweile an die vielen Fahrzeuge gewöhnt. Die Löwen legten sich sogar in den Schatten der Autos, um dort etwas zu dösen. Dabei lagen sie manchmal auch unter die Fahrzeuge, sodass diese nicht mehr davon fahren konnten. Einmal legten sich die Löwen beim Heck unseres Autos zur Ruhe. Wir hörten plötzlich komische Geräusche und ein anderer Fahrer rief, dass ein Löwe an einem unserer Kabel rumknabbere. Wir konnten rasch wegfahren und weder Löwe noch unser Auto hatten einen Schaden davongetragen. Zum Abschluss des zweiten Tages sahen wir einen fantastischen Sonnenuntergang. In diesen zwei Tagen wurden wir uns über die Schönheit der Tiere und deren Lebensraum noch viel bewusster. Was wir nur aus dem Fernseher kannten, sahen wir plötzlich direkt vor uns. Für uns wurde die Wichtigkeit und Dringlichkeit, die Natur und ihre Lebewesen zu schützen, noch deutlicher sichtbar.
Nature-Walk und Talek
Die restlichen Tage verbrachten wir vorwiegend auf dem Zeltplatz. Wir sortierten Fotos aus oder gingen ins nahegelegene Dorf Talek einkaufen. Zwei Mal machten wir mit einem Masai einen Nature-Walk. Dabei lernten wir viel über das Spurenlesen. Uns wurde gezeigt, welche Fussspuren und welcher Kot zu welchem Tier gehört. Uns war zum Beispiel nicht bewusst, dass der Kot von Hyänen teilweise weiss ist, da sie die Knochen mitfressen. Wir lernten ebenfalls, welche Pflanzen die Masai für ihre Körperpflege und als Heilmittel verwenden. Sie putzen beispielsweise ihre Zähne mit Ästchen eines speziellen Baums. Auf dem Nature-Walk in den frühen Morgenstunden erkannten wir die Schwierigkeiten, die entstehen können, wenn sich Mensch und Wildtier denselben Lebensraum teilen. Der Masai war auf diesem Spaziergang nicht nur mit einem Stock, sondern mit einem Speer bewaffnet. Er bewegte sich viel achtsamer und schaute sehr genau, ob sich irgendwelche Tiere hinter den Büschen versteckten. Vor allem Elefanten, Kaffernbüffel oder Nilpferde sind sehr gefährlich. Es muss unbedingt verhindert werden, dass man ihnen zu Fuss begegnet. Ein Nilpferd sah uns, als wir in der Nähe vom Talek River waren. Es bewegte sich langsam auf uns zu und die Nervosität bei unserem Guide stieg merklich an. Er instruierte uns bereits, dass wenn das Nilpferd aus dem Wasser komme, wir auf einen Baum klettern sollen, um uns in Sicherheit zu bringen. Glücklicherweise wendete sich das Nilpferd von uns ab, sodass wir gefahrlos weiterziehen konnten.