Lampions in jufen

Taipeh

Unsere Reise, einmal rund um Taiwan herum, starteten und beendeten wir in Taipeh. Wir erkundeten unterschiedliche Stadtteile, besuchten verschiedene Sehenswürdigkeiten und machten zwei Tagesausflüge in die nahe Umgebung der Stadt.

Ankommen in einer neuen Kultur

Taipeh, die Hauptstadt Taiwans ist mit seinen etwas mehr als 2.5 Millionen Einwohnern die viertgrösste Stadt des Landes. Die moderne Metropole bietet so einiges, sodass wir insgesamt mehr als eine Woche dort verbracht haben und in die Sehenswürdigkeiten wie auch die neue Kultur so richtig eintauchen konnten. Es waren erlebnisreiche Tage, mit so manchen Highlights.  Bereits am ersten Tag fielen uns die vielen Spielautomaten in der Stadt auf. Auch auf der weiteren Reise durch Taiwan waren diese allgegenwärtig. Beinahe an jeder Ecke fanden wir irgendwelche Spielautomaten. Am häufigsten verbreitet waren die Automaten, aus welchen man Dinge herausfischen konnte. Anders als bei uns findet man darin aber nicht nur Plüschtiere, sondern auch Spielsachen, Snacks, Schlüsselanhänger und sogar Waschmittel, Elektrogeräte, Erotikartikel und vieles mehr. Die Tatsache, dass es in einer Bevölkerung so viele verspielte Menschen gib, sei es jung oder alt, gefiel uns sehr. Vor allem, weil uns sonst die Menschen hier in Taipeh eher geschäftig und ernst vorkamen. Die Verspieltheit fanden wir auch in den vielen kleinen und grossen Boutiquen und Läden der Stadt. Nirgendwo sonst auf unserer Reise waren die Artikel so bunt und verspielt. Im ältesten Markt der Stadt, dem Red House, aber auch im Ximen District konnten wir Windows-Shopping machen ohne Ende. Und dazu gab es natürlich meist einen leckeren Bubble-Milktea. Wie wir aus einer Dokumentation erfahren haben, ist die Cosplayer-Szene in diesem Land besonders gross und ausgeprägt. Darum erhofften wir uns, dass in diesen Tagen in der Stadt eine Comic-Con oder einen ähnlichen Event stattfindet. Und siehe da, als wir von unserer Rundreise zurück nach Taipeh kamen, empfingen uns an der Metrostation ganz viele Cosplayer. Direkt neben unserem Hostel fand eine Comic-Con statt. Beim Besuch dieser Veranstaltung bestaunten wir all die schönen Kostüme und die aufwändigen Make-ups der Cosplayer. Oft hatten wir das Gefühl, dass wirklich irgendwelche Superhelden oder andere Figuren aus Comics, Mangas, Computerspielen und so weiter vor uns standen. Ein etwas abenteuerliches Erlebnis hatten wir eines Nachts im Hostel. Nach einem erlebnisreichen Tag fielen wir müde ins Bett und wurden einige Stunden später von viel Lärm aus dem Schlaf gerissen. Eine Computerstimme ertönte laut in unserem Zimmer und redete irgendetwas auf Chinesisch. Dazwischen folge immer wieder eine laute Sirene. Uns war nicht ganz klar was los ist und als ich dann einen Zimmergenossen danach fragte, was die Frau auf Chinesisch redet, meinte er nur, dass dies der Feueralarm sei. Wir zogen uns also an, schnappten unsere Pässe sowie die absolut wichtigsten Habseligkeiten und gingen in die Lobby. Dort besammelten sich alle verschlafenen Gäste und wir warteten auf die Feuerwehr. Als diese ankam war schnell klar, dass es sich um einen Fehlalarm handelte. Wir durften nach 20 Minuten wieder ins Bett und die grossen Feuerwehrautos rückten ab.

Nightmarket & Essen

Für Lukas war die Reise nach Taiwan eine Art nach Hause kommen. Er verbrachte während seiner Studienzeit ein Semester in Hong Kong und kam in dieser Zeit der Chinesischen Küche und Kultur nahe. Für ihn war es auch der zweite Besuch in Taiwan. Neben der schönen Natur freute er sich vor allem auf das gute Essen. Und von dem gibt es in Taiwan ein reichliches Angebot. Besonders beliebt bei der lokalen Bevölkerung sind die Nightmarkets. Diese Märkte bestehen meist aus lauter Essständen, wo man sich mit vielen Leckereien satt essen kann. Besonders gefallen hat uns der Ningxia Nightmarket. Dieser ist für seine vielen Gourmet-Spezialitäten bekannt. Zweimal kamen wir sogar in den Genuss, bei Ständen zu essen, die mit einem Michelinstern ausgezeichnet wurden. Besonders lecker fanden wir die gefüllten Brötli, die in einem runden Ofen an die Wand geklebt und so gebacken wurden. Diese Spezialität hat 4 Michelinsterne in Folge gewonnen. Es war etwas vom besten, das wir in Taiwan gegessen hatten. 

Das Nationalgetränk in Taiwan ist Tee und diesen findet man in vielen unterschiedlichen Variationen. Man kann zum einen in ein Teehaus gehen, wo man seinen warmen Tee mehrmals aufgiessen kann. Noch viel verbreiteter ist der Milktea. Überall im Land gibt es Shops, die über die Gasse Tee aller Art verkauften. Sei es ein Milktea, einen Grüntee mit Passionsfrucht darin oder anderen Geschmacksrichtungen. Unser klarer Favorit war allerdings der Bubble-Milktea. Wir bestellten ihn allerdings immer mit nur 10%-25% Zucker. Bereits das war süss und wir fragten uns immer, wie wohl 100 % Zucker schmecken würden. Vermutlich wäre uns der Mund beim Trinken zusammengeklebt. Bei der Bestellung vom Essen, aber auch in der sonstigen Kommunikation, kamen wir immer wieder etwas an unsere Grenzen. In Taiwan ist ein Grossteil in chinesischer Schrift angeschrieben. Auch die Menschen sprechen oft nur Mandarin. Englisch suchten wir vielerorts vergebens. Das Lesen von Speisekarten wurde für uns zur Herausforderung. Doch zum Glück gibt es heutzutage einen Google Translator. Obwohl die Übersetzungen nicht immer stimmten, manchmal eine Schoggimilch statt eins Machatees vor uns stand oder die Menschen uns verdutzt anschauten, half er uns oft aus der Klemme. Immer wieder hatten wir aber auch schöne Begegnungen mit Locals, die uns beim Übersetzten halfen. Mehrmals kam es vor, dass wir in einem Restaurant sassen und ein anderer Gast sein Essen für einen Moment stehen liess, um uns zu erklären, was wir bestellten könnten. Mandarin zu lernen, war für uns eine zu schwierige Sache. “Wo Chi Su” war ein Satz, den Nathalie oft brauchte, da sie während der Reise auf Fleisch verzichten wollte. Als Lukas versuchte ein Vegi-Sandwich zu bestellen und die drei Worte ganz selbstbewusst sagte, zeigte die Angestellte doch tatsächlich auf 3 Füllungen. Diese sahen allerdings eher nach Fleisch als Gemüse aus. Wir schauten sie verdutzt an und versuchten ihr mit Händen und Füssen zu erklären, dass wir kein Fleisch im Sandwich haben wollen. Als eine andere Kundin, die Englisch sprach, den Landen betrat, erklärte sie uns, dass “Wo Chi Su” zwar heisst “ich bin Vegetarierin”, betont man das “Su” allerdings anders, dann bedeutet es “Schwein” oder “Fast Food”. Tja, Lukas hat es offensichtlich falsch betont. Zum Glück schrieb ein Hostellangestellter dann die 3 Worte für uns auf Chinesisch auf, damit wir sie immer und überall, wo nötig zeigen konnten. Man muss sich eben zu helfen wissen.

Sehenswürdigkeiten

Die Skyline Taipehs ist geprägt vom Taipei 101. Das 5. grösste Gebäude der Welt hat, wie es der Name schon verrät, 101 Stockwerke und ist über 500 Meter hoch. Der schnellste Fahrstuhl der Welt transportierte uns mit 60 km/h in nur 37 Sekunden vom 5. in das 89. Stockwerk. Auf einem Monitor konnten wir verfolgen, wie viel Höhenmeter wir bereits überwunden hatten. Auf den folgenden 3 Stockwerken befanden sich viele Fotoecken, eine Aussichtsplattform sowie eine kleine Ausstellung für die Besucherinnen und Besucher. Wir genossen lange den Blick über die Millionenmetropole und beobachteten, wie der Tag langsam zur Nacht wurde und die Lichter der Stadt nach und nach angingen. In der Mitte dieser Stockwerke befindet sich ein grosses Pendel. Dieser dient zum Ausgleich von Schwingungen, sodass der Taipei 101 bei einem Erdbeben oder zu starkem Wind nicht ins Schwanken oder gar zum Einstürzen kommt. Das Pendel absorbiert rund 40 % der Schwankungen, die das Gebäude ohne ihn machen würde. 

Eine weitere schöne Sehenswürdigkeit war der Mengjia Longshan-Temple. Der älteste Tempel in Taipeh ist 254 Jahre alt. In ihm findet man einen buddhistischen sowie einen taoistischen Teil. Wir verbrachten in diesem Tempel eine gute Stunde. Es war interessant den Gläubigen bei ihren Ritualen zuzusehen und die ruhige, friedliche Atmosphäre tat sehr gut. In Taiwan gehen viele Gläubige nicht täglich in den Tempel. Die meisten suchen den Rat bei den Göttern erst, wenn sie vor einem Problem oder einer schwierigen Situation im Leben stehen.  

Mehr durch einen Zufall konnten wir im imposanten Chiang Kai Shek Memorial der Ablösung der Wachleute beiwohnen. Das Memorial erinnerte in seiner Grösse dem Taj Mahal, nicht aber in seiner Perfektion. Dennoch war es ein imposantes Gebäude, umgeben von einem grossen Park. Die Wachleute bewegten sich bei der Ablösung allerdings in einer nahezu perfekten Synchronität. Wir waren uns schnell einig, dass sich das indische Militär für die Wagah Border Ceremony hier einiges abschauen könnte. 

Museen

Während unseres Aufenthalts blieb uns genügend Zeit, zwei Museen zu besuchen. Das National Palace Museum beeindruckte uns von aussen mit seinem schönen Gebäude. Auch der grosse Garten rund herum bot uns etwas Ruhe und einen Spaziergang am Teich entlang. Im National Palace Museum befindet sich eine Kunstausstellung, welche wir besichtigten. Neben Bildern wurden hier auch alte Bücher, Geschirr, Waffen, Buddha-Statuen und vieles mehr ausgestellt. An einem Regentag statteten wir dem Miniatur-Museum einen Besuch ab. Es machte uns Spass, die vielen kleinen Räume und Welten zu entdecken, die hier ausgestellt wurden. Teilweise waren wir fasziniert, wie naturgetreu vieles, vor allem auf den Fotos, wirkte.

Tagesausflug nach Maokung

Um dem Städterummel zu entfliehen, fuhren wir mit der Gondel nach Maokung. Dieser Berg ist für seinen Teeanbau und die vielen kleineren Wanderrouten bekannt. Unsere Wanderung führte uns über eine Treppe weiter in die Höhe. Oben angelangt wurden wir wegen der vielen Wolken nicht mit einer Weitsicht belohnt, wie man sie auf Bildern sieht. Dafür genossen wir die Natur rund um uns herum. Der Abstieg war wegen des rutschigen, nassen Bodens sowie dem steilen Gelände ziemlich abenteuerlich. Eigentlich wollten wir unterwegs einen Tempel anschauen, welcher in den Fels hinein gebaut wurde. Dieser war jedoch geschlossen, also assen wir unsere Chips auf der Treppe davor und wanderten zum nächsten Teehaus. Dank Google Translator konnten wir dort sogar einen Tee sowie eine Zimtrolle bestellen. Wir sassen lange im Teehaus, genossen die 3 Aufgüsse unseres Tees, spielten ein Spiel und beobachteten die Locals beim Teetrinken, gemeinsamen Lachen und Zusammensein.

Tagesausflug nach Jiufen

Im Reiseführer hat Nathalie gelesen, dass die ehemalige Goldgräberstadt Jiufen einer der schönsten Orte Taiwans sei. Er gilt auch als von Touristen meistbesuchter Ort Taiwans. Die Anreise mit dem Bus dauerte rund eine Stunde. Kaum waren wir aus dem Bus ausgestiegen, stach uns bereits die schöne Aussicht ins Auge. Jiufen liegt etwas erhöht, sodass wir einen fantastischen Blick über das Meer und die umliegende Küstenregion hatten. Da es bei der Ankunft nieselte, machten wir zuerst einen Spaziergang durch die Old Street. In dieser fanden wir viele kleine Läden, in welchen man Souvenirs aller Art kaufen konnte und Restaurants mit vielen Leckereien. Die Strasse ist mit vielen roten Lampions dekoriert und auch wenn sie voller Touristen war, strahlte sie einen gewissen Charme aus. Am Nachmittag wollten wir dem Goldgräber-Museum einen Besuch abstatten. Aus den Angaben im Internet wurden wir nicht wirklich schlau. Auf jeder Homepage standen andere Öffnungszeiten und einigen Orten stand sogar, man müsse sich als Gruppe für einen Besuch anmelden. Also machten wir uns auf gut Glück auf den Weg zum Museum. Und ja, wir hatten wirklich Glück. Unterwegs trafen wir 5 Jugendliche und eine Begleitperson aus den USA. Die Jugendlichen haben viele Jahre in der Schule Mandarin gelernt und sind nun auf einer zweiwöchigen Reise, um das Gelernte in der Praxis anzuwenden. Auch sie waren auf der Suche nach diesem Museum. Da der Ort auf Google Maps falsch eingezeichnet war, teilten wir uns auf und in kleinen Gruppen suchten wir all die kleinen Pfade, die am steilen Hang verteilt waren, ab. Lukas und ich wurden irgendwann fündig und konnten die Amerikaner zu uns rufen. Eine Museumsangestellte erklärte uns, dass das Museum eigentlich geschlossen sei und man sich als Gruppe anmelden müsse. Da nun aber acht Interessierte vor ihr standen, machte sie für uns dann doch eine spontane Führung. Was für ein Glück. Wir lernten in dieser Führung viele Werkzeuge und andere Hilfsmittel kennen, die fürs Goldschürfen notwendig sind, erfuhren, wie man überhaupt die Erlaubnis zum Schürfen erhielt und konnten viele Steine, die aus dem Berg geholt wurden begutachten. Zum Schluss zeigte sie uns, wie das Gold aus den Steinen herausgewaschen wurde. Zum Abschluss unseres Tagesausfluges besuchten wir ein Teehaus mit wunderschönem Weitblick. Dort tranken wir einen Tee und genossen den fantastischen Blick über das Meer und das Zusammensein.