Taj Mahal

Der Taj Mahal ist der eigentliche Grund, warum wir nach Nord- und nicht nach Südindien gereist sind. Wir wollten dieses unglaubliche Gebäude einfach live sehen. Und unsere Erwartungen wurden definitiv übertroffen.

Von Rishikesh ging unsere Reise mit dem Nachtbus weiter nach Agra. Von Agra hörten wir selbst von den Einheimischen nicht viel Gutes. Viele warnten uns vor der Kriminalität in dieser Stadt und sagten uns, es gäbe dort nicht viel zu sehen. Dennoch reisten wir nach Agra, denn in Agra steht auch eines der sieben neuzeitlichen Weltwunder und der Grund, warum wir nicht nach Süd-, sondern nach Nordindien gereist sind. In Agra steht nämlich der Taj Mahal.

Bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir den Taj Mahal nur aus Fernsehsendungen, aus Zeitschriften und Bildern im Internet. Einmal in unserem Leben vor diesem unfassbaren Gebäude in Indien zu stehen, gehörte in unserem Alltag zu diesen Dingen, die irgendwie unmöglich erschienen. Das war wohl auch einer der Gründe, warum der Tag, an dem wir den Taj Mahal erblickten, für uns so überwältigend und emotional war.

Taj Mahal

Im Jahr 1631 verstarb Mumtaz Mahal, die dritte Ehefrau des Grossmoguls Shah Jahan, bei der Geburt ihres 14. Kindes. Der Tod seiner meist geliebten Ehefrau hat dem Grossmogul das Herz gebrochen. 1632 begannen die Bauarbeiten ihrer Gedenkstätte, des Taj Mahals. Das Hauptgebäude, das sogenannte Mausoleum aus weissem Marmor, soll bereits acht Jahre später fertiggestellt worden sein. Die Bauarbeiten für den restlichen Komplex dauerten bis 1653 an. In den Bau waren über 20’000 Handwerker, mehrere Architekten und rund 1’000 Elefanten involviert. 

Als wir uns mit der Geschichte des Taj Mahals auseinandersetzen, hat uns auch die Lebensgeschichte vom Grossmogul Shah Jahan berührt. Er wurde nämlich 1658 von seinem eigenen Sohn gestürzt und bis an sein Lebensende im Roten Fort in Agra inhaftiert. Von diesem aus hat man zwar einen Blick auf den Taj Mahal, dennoch konnte der Grossmogul die Grabstätte seiner geliebten Mumtaz Mahal nicht mehr besuchen. 1666 starb Shah Jahan und sein Leichnam wurde neben dem Grab seiner Frau im Taj Mahal bestattet. Dieses zusätzlich geschaffene Grab ist übrigens eine der wenigen Abweichungen in der perfekten Symmetrie des Taj Mahal. Nach einer grossen Restauration 1908 wurde der Taj Mahal 1983 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt und zu einem der sieben neuzeitlichen Weltwunder erklärt.

Wir marschierten noch vor Sonnenaufgang bei uns im Hostel los und nach einer gründlichen Sicherheitskontrolle durften wir das Gelände des Taj Mahals betreten. Bereits das Eingangsportal war sehr gross und gab einen ersten, minimalen Vorgeschmack, was uns dahinter erwarten würde. Durch die Eingangspforte sahen wir ihn dann zum ersten Mal, den Taj Mahal. Wow, was für ein Gebäude. Bereits in diesem Moment haben wir uns in dieses Bauwerk mit seiner Perfektion verliebt. Wir konnten uns nicht vorstellen, wie gross dieses Gebäude in Wirklichkeit ist. Die Menschen, welche davor standen, waren so klein und das 73 Meter hohe Hauptgebäude war gigantisch. Das gesamte Areal ist rund 17 Hektar gross. Der Garten ist schön angelegt und der Spaziergang den Brunnen entlang zum Taj Mahal war einfach magisch. Mit jedem Schritt wurden wir etwas mehr verzaubert. Betrachtete man das Gebäude von näherem, fielen uns die vielen Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen und die eingemeisselten Blumen und Muster auf. Alle vier Eingänge werden von Kalligrafien umrahmt. Im Innern werden beide Grabmale von einem filigranen Sichtschutz umrundet, welcher aus nur einem einzigen Marmorbrocken gearbeitet wurde. Zu reinen Dekorationszwecken stehen vier 40 Meter hohe weisse Minarette in jeder Ecke der Plattform. Westlich des Hauptgebäudes steht eine Moschee aus rotem Sandstein. Diese wird bis heute von den Muslimen aus Agra genutzt. Östlich des Hauptgebäudes steht ein identisches Gebäude, dieses wurde allerdings nur wegen der Symmetrie gebaut und hat keine tiefgründige Bedeutung. 

Wir erlebten an diesem Tag nicht nur die Symmetrie in seiner absoluten Perfektion. Wir setzten uns auch mit der berührenden Geschichte, die hinter diesem Gebäude steht, auseinander. Als Ausdruck seiner Liebe gegenüber seiner Frau erbaute der Grossmogul Shah Jahan dieses unglaubliche Bauwerk. Und für uns strahlt dieser Ort genau diese Liebe aus. Wir wurden von dieser Energie, von dieser Magie richtiggehend beflügelt und schweben auch jetzt, beim Verfassen dieses Blogposts auf Wolke sieben. Wir realisierten an diesem Vormittag wieder einmal sehr bewusst, dass wir auf Weltreise sind, dass wir all das erleben und aufsaugen dürfen. Es war ganz einfach überwältigend. 

Immer wieder liefen wir um das Gebäude herum, liefen den schönen Garten auf und ab, hin und her, begleitet von diesen wunderschönen Gefühlen. Nach über 3 Stunden plagte uns der Hunger aber so sehr, dass wir uns dann doch von diesem für uns magischen Ort regelrecht losreissen mussten. Wir werden diesen Tag sicherlich noch lange in Erinnerung halten und er zählt zu unseren absoluten Reisehighlights.